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Besser reden: Betonung

Es ist immer hilfreich, von den guten Beispielen zu lernen, den Meistern ihres Faches.

Von zahllosen Moderatoren, die täglich einen guten Job erledigen, lernen wir auch durch passives Zuhören.

Manchmal aber ist es effektiver, vom Gegenteil zu profitieren.

Schauen Sie sich dazu eine beliebige, von der Journalistin Antje Pieper ("auslandsjournal" des ZDF) moderierte Sendung an, die aus nicht nachvollziehbaren Gründen sehr häufig im deutschen Fernsehen vorkommt und entdecken Sie mühelos die wichtigste Lektion zum Thema Betonung:

So nicht.

Was läuft falsch?

1. Alle Sätze werden gleich betont.

2. Alle Sätze werden falsch betont.

3. Alle Sätze werden auf dem letzten Wort betont, das kann gelegentlich klappen.

Hier nie.

Etwa im letzten Drittel eines jeden Satzes implantiert die Moderatorin zudem eine Hebung, was einen Trillereffekt verursacht und ganz besonders irritiert, besonders, wenn inhaltlich tragische Ereignisse vermittelt werden, die durch die Sinnfreiheit dieser Marotte aber unfreiwillig komisch wirken.

Das alles widersinnig uniform nach dem gleichen dysfunktionalen Muster, das man für eine Sprach - oder Denkstörung halten könnte.

Nein, leider führt die falsche Betonung nicht zu Amüsement und Leichtigkeit, sondern zu Irritation, Frustration (und in meinem Fall zu Aggression).

Der gesprochene Text verkommt in Leierkastenmanier zu seiner Verballhornung.

Was folgt daraus?

Betonung hat mit Inhalt zu tun.

Wer falsch betont, erschwert nicht nur das Verständnis des Inhalts, er beeinträchtigt oder konterkariert den Sinn des Gesagten sogar.

Denn Betonung bedeutet Akzentuierung.

Das kann auf zwei Ebenen geschehen:

Erstens: Auf der Wortebene.

Jeder Muttersprachler weiß intuitiv, welche Silbe innerhalb eines Wortes betont wird.

Zweitens: Auf der Satzebene. Einzelne Worte werden akzentuiert.

Beispielsatz: Ich möchte mein Leben ändern.

ICH möchte mein Leben ändern. (Du musst das nicht.)

Ich MÖCHTE mein Leben ändern. (Ich will es ja, aber es gelingt mir nicht.)

Ich möchte MEIN Leben ändern. (Misch dich bitte nicht ein, das ist allein meine Angelegenheit.)

Ich möchte mein LEBEN ändern. (Es geht um mehr als Details, meine gesamte Existenz steht auf dem Prüfstand.)

Ich möchte mein Leben ÄNDERN. (Ich werde mein Leben umgestalten, nicht vieles wird bleiben, wie es ist.)

Sprache ist ein komplexes Gebilde und die richtige oder falsche Betonung kann Inhalte hervorheben, aber auch torpedieren.

Vor allem aber eröffnet differenziertes Betonen unendlich viele Möglichkeiten.

Kluges Betonen unterstützt und bereichert Ihre gesprochene Kommunikation.

Und jetzt Sie…

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