Ja oder Nein?
Das fragen wir selten, nicht nur aus Höflichkeit, sondern weil wir uns vor der Antwort möglicherweise fürchten.
Exakt zwei Möglichkeiten nur stehen zur Auswahl. Das ist nicht, was wir gewöhnt sind im Zeitalter der Alternativen und Beliebigkeiten.
Bekommen wir, was wir wollen oder gehen wir leer aus?
Freund oder Feind?
Anfang oder Ende einer Beziehung?
Ja, oder nein danke. Mehr ist nicht drin.
Also wagen Sie klare Kante:
„Was halten Sie von Waffenlieferungen in kriegführende Länder?“…
Als Journalist trainiert man die so genannten OFFENEN FRAGEN. Aus gutem Grund.
Die beginnen mit einem Fragewort, auch W-Wort genannt, also was, wie, warum, wer, wann, wozu, wohin etc.
Diese Art, Fragen zu stellen taugt, um Hintergründe, Meinungen und Zusammenhänge herauszufinden.
Der Befragte liefert mehr, als ihm eventuell lieb ist. Seine Argumente erhellen seine Grundposition. Insbesondere, wer seine Meinung zu verbergen sucht, verrät sich durch seine Umgehungstaktik.
Offene Fragen sind also nützlich, bieten aber viel Raum um auszuweichen und ein eindeutiges Ja oder Nein zu vermeiden.
Die Zahl möglicher Antworten ist Legion: Wenn, falls, unter der Voraussetzung, dass…sofern meine Partei etc.
Spielraum für Taktierer also.
Typische Beispiele für solcherart kalkulierendes Reden bieten Politiker, die auf eine Frage präzise antworten sollen, aber kunstvoll Volten schlagen und Einlassungen anhängen, die nur marginal mit dem Thema zu tun haben, aber Zeit schinden.
Es gibt Medienprofis, die derart verschwurbelt reden, dass der Fragesteller vergisst, was eigentlich die Frage war.
Anders verhält es sich bei einer GESCHLOSSENEN FRAGE:
„Sind Sie für oder gegen Waffenlieferungen in kriegführende Länder?“
Die Antwort kann nur ja oder nein lauten. Ein Jein ist inakzeptabel.
Werde ich endlich CEO, der Boss, Geschäftsführer?
Kann ich ein Sabbatical nehmen?
Ja. Perfekt.
Nein. Dann: Tschüss.
Oder, falls Sie (verhandlungsbereit) bleiben wollen: Welche Alternativen sind drin?
Freie Tage zur Fortbildung, ein Coaching auf Lanzarote auf Firmenkosten, ein Dienstwagen auch zur privaten Nutzung? Ein Schokokeks?
Wenn Schokokekse Sie glücklich machen, nur zu.
Falls nicht, zeigen Sie Courage. Reden Sie Tacheles.
Fragen Sie präzise: Ja oder nein?
Und bereiten Sie sich mental auf beide Antwortmöglichkeiten vor.
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