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Canario für Anfänger - Heute: Widerstehen oder Einknicken?

Die Sonne gaukelt Frühsommer, Touristen flanieren selig mit nacktem Oberkörper auf den Uferpromenaden Lanzarotes, die Gemeinden flaggen schillernde Deko Made in China.

Ja es ist Weihnachten, aber nicht nur und nicht für alle. Die Fahrer von „Lanzarote Bus“ streiken seit beinahe drei Wochen.


Dass der Fahrer, der die Touristen vom Flughafen gegen Mitternacht abholt, schon eine Tagesschicht samt Bereitschaftsdienst seit den frühen Morgenstunden hinter sich hat, ist illegal, auf Lanzarote aber die Regel und das übrigens bei praktisch sämtlichen Transportfirmen.


Sicherheit ist ein dehnbarer Begriff hierzulande.


Wird verhandelt?


Nein. Denn die Firmenleitung zeigt sich ignorant auf höchstem Niveau. Die Sklaven randalieren? Das legt sich wieder. Wir müssen sie nur aushungern.


Jetzt aber protestieren sie, verlangen anständige Arbeitsbedingungen, ein „würdiges“ Gehalt. Endlich, möchte man rufen.


Und warum eigentlich beteiligen sich nicht alle Fahrer aller Firmen, die unter allzu ähnlichen Bedingungen schuften?


Immerhin, ein kleines Weihnachtswunder geschieht grade: Sie stehen zusammen, haben einstimmig die Entscheidung für einen unbefristeten Streik getroffen, lassen sich nicht länger gegeneinander ausspielen.


Es geht auch um Würde bei diesem Streik, der sich neu speist aus der an den Tag gelegten Respektlosigkeit ganz wie in feudalen Zeiten: Mein Eigentum, meine Entscheidung, mein Leibeigener.


Keinerlei Reaktion, kein Gespräch, kein Angebot. Stattdessen droht der Firmenanwalt mit dem Verlust der Arbeitsplätze.


Kann man dem widerstehen? Oder muss man irgendwann einknicken?


Die Kinder daheim mit ihren Wunschaugen setzen ihnen zu.


Die Solidarität der lokalen Bevölkerung bestärkt sie.


Artig haben sie alle erforderlichen bürokratischen Hürden genommen: Am Montag demonstrierten sie vor dem noblen Sitz der Inselregierung. Von 9.00 bis 11.30 Uhr, nach zehntägiger Voranmeldung.


Passiert ist: Nichts. Denn solange die Fahrer „aus Anstand“ den Minimalservice leisten, die Kinder zur Schule, das Personal zu den Hotelanagen bringen, schmerzt der Streik die Öffentlichkeit nicht allzu sehr.


Vor allem: Lanzarote ist eine kleine Insel. Jeder ist mit jedem verwandt, verschwägert, verwurstelt, verfilzt.


In den Adern der Canarios fließt kein Revoluzzerblut. Franzosen etwa erregen sich leicht, heftig und theatralisch.


Ehe ein Conejero überschäumt, muss viel geschehen.

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