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Kommunikation für Fortgeschrittene: Mit der Tür ins Haus fallen oder besser nicht?

Canarios gelten als tiefenentspannt in beinahe jeder Situation. Stress scheint ein Fremdwort, Gelassenheit die allgemeine Zustandsbeschreibung.


Ursächlich verantwortlich ist eine grundsätzlich positive Lebenseinstellung, die den auf Lanzarote Geborenen über Generationen in die Wiege gelegt wurde.


Und die man sich ebenso wie die lokale Kommunikation aneignen kann, denn in ihr manifestiert sich die Sicht auf die Welt.


Conejeros sind an Katastrophen gewöhnt. In der Historie lösten sie einander ab: Piratenüberfälle, Dürrekatastrophen, Heuschreckenplagen, verheerende Vulkanausbrüche, Korruption, Corona, Arbeitslosigkeit … irgendwas ist immer.


Dass sie dennoch guter Dinge sind, hat mit ihrer Art der Kommunikation zu tun.


Zunächst einmal nehmen sich die Conejeros selbst nicht so wichtig.


Ihr Kosmos kreist weniger ums Ego als um die Gemeinschaft betreffende Faktoren.


Während wir gewöhnt sind, unser Anliegen rundheraus und direkt zur Sprache zu bringen, gleicht ihr Umgang miteinander einem Ritual.


Selbst, wer es eilig hat, nimmt sich Zeit für Interesse am Gegenüber. Die Haltung manifestiert sich in der Sprache.


Hallo, wie geht’s? lautet konsequent die erste Frage von beiden Seiten.


Keineswegs muss darauf vollständig geantwortet werden. Kann aber und darf.


Die rituelle Einleitung öffnet Raum für mehr als Floskeln, denn die erste Antwort gibt die Richtung vor.


Der Gefragte kann aufwarten mit seiner Befindlichkeit und darauf wird wiederum ausführlich reagiert werden.


Die Formel zeigt die grundsätzliche Bereitschaft zuzuhören, signalisiert wahrhaftiges Interesse am Wohlbefinden des anderen und geht tiefer als unser: Na, alles gut?


Wer also durchblicken lässt, und sei es lautmalerisch, dass nicht alles fantastisch läuft, wird echte Empathie erleben.


Keine abgedroschene Wendung wie etwa: Das wird schon wieder.


Priorität hat nun im Gespräch die Situation des Angesprochen. Das eben noch so wichtige Anliegen wird verschoben und im Anschluss erörtert.


Die Nachfrage: Was ist dir passiert, was ist los? eröffnet Raum für emotionalen Austausch.

Man kann das Empathie nennen oder Zeitverschwendung, aber die Erfahrung lehrt, dass mit der Tür ins Haus zu fallen, keine gute Idee ist.


Im Gegenteil: Interesse in jedem Moment am anderen aufzubringen, leistet einen emotionalen Beitrag für beide Seiten und öffnet außerdem die Tür für die Lösung des anstehenden Problems.


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