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Lernen von Claus Kleber

Das Diesseits ist im Umbruch, das Leben aus den Fugen und Claus auf und davon.


Mit ihm verschwand ein Anker im tosenden Chaos, abends 21.45 Uhr.


2977 - mal sortierte er die Welt im Zweiten.


Präzise vermittelte er die Nachrichten aus Orten, in die wir nie in Urlaub fahren würden. Er selbst war meist schon da gewesen und hatte mehr gesehen als die zuträglichen Fernsehbilder.


In den Augenwinkeln ließen sich seine journalistischen Eindrücke mitlesen.


Er lieferte Hintergründe, Zusammenhänge und Visionen.


Weise, nie vage, seriös, kompetent und sachlich.


Zugleich aus einer Perspektive, die seine Sicht auf die Dinge einschloss.


Ein Halbton rauf oder runter, ein kaum merkliches Zucken der leicht hängenden Braue, ein angedeutetes Stocken.


Dr. Claus Kleber schärfte die Aufmerksamkeit des Publikums auf subtile Weise.


Sogar, wenn er mit schwer verdaulichen Botschaften um die Ecke kam, tröstete er.


Nie strengte er an oder nervte, was man nicht von allen Fernsehnasen behaupten kann.


Ich wollte ihm aus Dankbarkeit eine Ode schreiben, aber das hätte ihm in seiner Bescheidenheit nicht behagt.


Dann wollte ich ihm mindestens ein paar Asklepiadeische Odenstrophen reimen, aber während ich mir vorstellte, wie er sich bei diesem Wortungetüm verhaspelt hätte, musste ich schlucken.


Genau wie Claus ab und an schlucken musste, wenn ihm etwas an die Nieren ging.


Menschlich stand er da, aufrecht, wollte nichts auftischen, vormachen, herum schwurbeln wie zusehends die Mehrzahl seiner Interviewpartner.


Teilte mit auf eine Art, die animierte, sich eine Meinung zu bilden, auf der Basis von Fakten, nicht vorgestanzten Worthülsen.


Und mit einem sanften Fingerzeig von ihm persönlich.


Claus, das Gegenteil eines dämlichen, opportunistischen Influencers, hatte viel Einfluss.


Er hätte sich alles herausnehmen können.


Dass er es nie tat, erzählt viel über den Mann mit Hirn, Herz und Charisma.


Ich würde ihm mein Haustier anvertrauen, wenn ich eines hätte.


Meinen Kummer und meine Verzweiflung.


Ich würde ihn unbedingt und jederzeit um Rat fragen und dem folgen.


Mehr geht nicht.


Seine Kollegin Marietta slomkat weiterhin ihre Gesprächspartner, das tröstet, aber dennoch:

Abendnachrichten ohne Claus Kleber, das fühlt sich an wie Kaffee ohne Koffein.


Wie Frühling ohne Licht.


Ja, ich vermisse diesen großartigen Journalisten jetzt schon und wir sind viele.


Was bleibt, ist, was wir auch in Zukunft von ihm lernen können:

Glaubwürdigkeit. Wahrhaftigkeit, Authentizität.


Danke Claus Kleber.


Good Luck.

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