Rede niemals über Geld, Sex, Politik.
Widersprich nie Big Boss, ihr seid NICHT ebenbürtig, auch, wenn der flache Hierarchiecode das vorgaukelt.
Trage nicht zu enge Kleidung, den Rock lieber bis zum Knie, Socken passend zur dezent gedeckten Anzugfarbe. Gelb geht gar nicht.
Warum nicht? Frag nicht so viel, du könntest für dumm gehalten werden.
Sei höflich, bescheiden lieber nicht, sonst ziehen andere an dir vorüber.
Plaudere freundlich mit jedem, aber nichts aus deinem Nähkästchen. Privates verlautbare in kalkulierten Dosen, nur Sympathisches, nichts, was Anstoß erregen könnte.
Probleme? Hast du selbstverständlich nicht.
Und so weiter…
Wir alle kennen die Regeln. Sie sind streng. Sie sind alt. Aber sind sie auch altbewährt?
Wer die Regeln nicht befolgt, fällt von der Karriereleiter, in Ungnade, rutscht ab oder stolpert auf seinem Weg, werden wir gewarnt.
So sehr haben wir das verinnerlicht, das jede Abweichung als gefährlich gilt und vermieden werden will.
Stromlinienförmig gleitet man erfahrungsgemäß am besten überall durch.
Sei Du selbst? Besser nicht.
Sei das Selbst, dass Du öffentlich mühsam kreiert hast.
Die Unangepassten, die sich der Norm oder den Regeln des Umgangs oder auch nur dem Dresscode verweigern, geraten in Schwierigkeiten, wie du weißt.
Ratgeber und Seminare biegen uns bei, wie wir sein sollen, damit wir nicht anecken.
Bloß kein Sand im Getriebe!
Rate ich Ihnen also, all diese Schwachsinnskonstrukte zu befolgen?
Im Gegenteil.
Hier mein Plädoyer für alle, die sich trauen, gegen den Strom zu schwimmen:
Die in Erinnerung bleiben, die uns in Erstaunen versetzen, sind immer DIE ANDEREN.
Giordano Bruno etwa. Die Freiheit des Geistes war ihm wichtiger als sein Leben.
im Jahr 1600 zum Tod auf dem Scheiterhaufen in Rom verurteilt. Nach vierhundert Jahren, verlautbarte Papst Johannes Paul II., die Hinrichtung sei ein Unrecht gewesen.
Ach?
Was lange währt, na vielen Dank.
Wer gegen den Strom schwimmt, muss heute nicht mehr mit dämonischen Strafen rechnen, aber anstrengend bleibt es.
Versprochen.
Versuchen Sie es.
Wie wäre es – für den Anfang – mal mit gelben Socken?
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