Verbindendes feiern, Trennendem weniger Raum geben, das gilt als Basisregel, wenn es darum geht, ein Team zu stärken.
Wenn Cheryl wie an jedem Tag ihre Tasse in der Kaffeeküche stehen lässt, statt sie in die Spülmaschine zu räumen, fällt Ihnen das Feiern schwer.
Sie denken: Sei nicht kleinlich. Toll, dass wir Cheryl im Team haben, sie ist eine ausgezeichnete Analystin.
Aber kann sie nicht einfach wie alle ihr Geschirr wegräumen?
Nette Hinweise haben nichts genutzt, auch nicht die gedruckte Bitte samt Smiley an der Wand.
Mit Cheryl waren Sie kürzlich gemeinsam auf Dienstreise.
Sie kam glänzend rüber und hat die Ergebnisse einer Studie vor dem skeptischen Kunden präsentiert.
So selbstbewusst und charmant als wären es ihre. Der Kunde war begeistert.
Sie hingegen hatten Schweißperlen auf der Stirn, denn was sie so heiter vortrug, war das Ergebnis von drei Wochen angestrengter Recherche.
Sie haben dafür auf die Wochenenden verzichtet und die Treffen mit Freunden, den Konzertabend und Schlaf.
Dass nicht Sie, sondern Cheryl die Präsentation übernehmen sollte, wurde Ihnen kurz vor dem Termin mitgeteilt.
Cheryl hat am Ende des Tages zu Ihnen im Flieger gesagt:
“Habe ich doch wieder prima hingekriegt. Wenn man sich nicht so viel Stress macht und wenn man richtig gut ist, klappt alles.“
Cheryl sah auch am Ende des Tages noch top gestylt aus, ihr Lippenstift glänzte bis Mitternacht.
Sie stellten sich vor, wie es wäre, mit Cheryl woanders zu sein.
An einer Felswand, an einer Steilküste, in einem Krater.
Der Wind hätte Cheryls Mähne zerpflückt, die Sonne prasselte seit Stunden auf sie ein, das Wasser längst ausgetrunken, der Lidstrich ausgelöscht.
Der Rückweg ein Rätsel, kein Mensch in Sicht seit Stunden, die Akkus hinüber, das Lächeln verwüstet.
Wer ist Cheryl, wenn sie nicht durchs Büro stolziert und andere für sich tätig werden lässt?
Wäre sie beeindruckt oder beeinträchtigt?
Eine Heulsuse mit Blasen an der Ferse oder eine, die die Zähne zusammen beißt?
Wird Sie den letzten Müsliriegel teilen, wenn die Sonne untergeht?
Und wer sind Sie in dieser Situation?
Drehen Sie durch oder bauen Sie einen provisorischen Unterstand für die Nacht für Sie beide?
Fazit: Es sind nicht Parolen und Absichtserklärungen, die Teams stärken.
Gemeinsame Erlebnisse sind der Schlüssel.
Gemeinsames, ließe sich einwenden, haben wir freilich jeden Tag: Kundenkontakte, Konflikte, Krisen, Konzernfusionen etc.
Aber das sind Routinen, das Kerngeschäft.
Was das Team stärkt sind gemeinschaftliche Erfahrungen, die vordergründig NICHTS mit dem Berufsalltag zu tun haben.
Zu diesem Zweck gibt es sie noch immer: Weihnachtsfeiern und gemeinsame Abendessen auf Firmenkosten.
Mit immer gleichem Ergebnis: Tim trinkt zu viel, Torsten-Manuel wanzt sich an die Chefin ran, Patricia kriegt einen Heulkrampf, als sie erfährt, dass nicht sie, sondern Max für drei Monate nach London geht.
Soweit so vorhersehbar.
Wir Menschen verhalten uns normgerecht in vorgegebenem Rahmen.
Und wir fallen aus diesem Rahmen, sobald das Umfeld sich ändert.
Ändern wir den Ort und die Bedingungen, ändern wir unser (oft antrainiertes) Verhalten.
Gourmet-Restaurant oder Suppenküche, eigener Arbeitsplatz oder Berggipfel im Sturm, Yachtausflug oder kenterndes Boot… das macht einen gravierenden Unterschied.
Wer kommt klar, wer nimmt Rücksicht, wer ist solidarisch?
Wer ist ein echter Teamplayer und wer offenbart seine Ticks, die im Job straff unter Kontrolle gehalten werden?
Wer lässt sich aufs Team ein und wer kümmert sich nur um sich selbst?
Finden Sie es heraus!
Buchen Sie ein (unfallfreies) Teamcoaching.
Foto: Mario Heller
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